Brauer unter Druck

Getränkeanlage mit VLT OneGear Drive OGD
Neue Technologien wie Condition-based Monitoring für die vorausschauende Wartung sind vor allem bei den Global Playern mit ihren mehr als 70 Produktionsstätten weltweit beliebt.

Ein Blick in die Regale in den Supermärkten versinnbildlicht die Lage in der Getränkeindustrie, in den Brauereien. Jede Woche kommen neue Getränke auf den Markt. Es herrscht ein Verdrängungswettbewerb, denn die Konsumenten trinken nicht drei Liter mehr, sondern wählen immer wieder neue Getränke aus. Die Margen sind gering und dazu kommt für die Fassbierlieferanten noch der Gastro-Lockdown. „Die Stimmung ist durchwachsen“, berichtet Dr. Gerrit Blümelhuber von der Akademie Doemens. Die Bayern sind Forschung- und Lehrbetrieb für das Brauereiwesen.

Rüstzeiten minimieren

Die Getränkevielfalt nimmt zu, der Konsument reduziert den Bierkonsum, steigt auf andere Getränke um. Die Konsequenz: Neben dem klassischen hellen Bier oder dem Pils, produzieren Brauereien bundesweit auch Apfelschorle, Limo, Wasser, alkoholfreies Bier, Mixgetränke und immer wieder neue Biersorten. „Bis zu 50 unterschiedliche Produkte sind das in mancher Brauerei“, erklärt Blümelhuber. Immer neue Produkte bedeutet aber auch: Mehr Rüstzeiten, mehr Wartung. „Moderne Antriebstechnik rückt bei vielen wieder in den Fokus“, ist René Grywnow von Danfoss überzeugt. Er rechnet vor: „Bei den großen Brauereien bedeuten zwei Prozent Effizienzsteigerungen sofort Millionensummen.“ Neue Technologien wie Condition-based Monitoring für die vorausschauende Wartung sind vor allem bei den Global Playern mit ihren mehr als 70 Produktionsstätten weltweit beliebt.

„Moderne Antriebstechnik rückt bei vielen wieder in den Fokus“, ist René Grywnow, verantwortlich für die strategischen Kunden in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie bei Danfoss Drives überzeugt. Er rechnet vor: „Bei den großen Brauereien bedeuten zwei Prozent Effizienzsteigerungen sofort Millionensummen.“

ROI von zwei Jahren

Fehlt es an Geld? „Ja, vielleicht, aber vor allem fehlt es auch an Wissen“, erklärt Blümelhuber. Vielen Brauereien seien die Energiekosten zwar bewusst, aber das Problem anpacken würden noch zu wenige. Auf zehn Prozent schätzt der Experte den Anteil der Energiekosten. „Bei den kleinen Betrieben kann das aber auch sehr viel höher liegen. Es ist ein Durchschnittswert.“ Der Antriebstechnik würden viele Braumeister keine Bedeutung zumessen. „Thermische Energie im Sudhaus stand in der Vergangenheit im Fokus und da wurde auch investiert, aber viele sind dann stehengeblieben.“ Er vermute, dass viele Unternehmen keine Übersicht über die Anzahl ihrer Antriebe und Pumpen habe.

Grywnow bestätigt die Einschätzung: „Ich war vor einigen Wochen in einer Brauerei zu Gast und der Braumeister führte mich zur Eiswasserpumpe. Ich wunderte mich, dass das Wasser dampfte und legte meine Hand auf das Gehäuse der Pumpe und verbrannte mir fast die Finger. Die Pumpe lief seit sieben Jahren gegen den geschlossenen Schieber und war nicht frequenzgeregelt.“ Das sei kein Einzelfall in den vielen mittelständischen Brauereien. „Die großen Konzerne haben das Potenzial erkannt. Sie nehmen den zwei Jahre ROI mit, denn im globalen Getränkemarkt zählt jeder Cent. Die Verantwortlichen haben Personalkosten reduziert, bei den Zulieferern Geld eingespart und müssen jetzt im Betrieb Kosten minimieren“, ist Grywnow überzeugt.

„Kunden fragen häufiger nach, sind kritischer geworden und die Brauereien setzen nicht nur aus Marketingaspekten auf das Thema, denn wir produzieren ein sehr naturverbundenes Produkt. Eine neue Generation Brauer weiß genau, wenn wir unseren Planeten zerstören, dann haben wir keine Anbauflächen mehr für Gerste, Weizen oder Hopfen. Wir schneiden uns ins eigene Fleisch. Deshalb denken viele Braumeister schon um und fahren neue Energiekonzepte“, erklärt Dr. Gerrit Blümelhuber, stellvertretender Geschäftsführer der Akademie Doemens.

Doch auch die kleinen Unternehmen bewegen sich. Stichwort: CO2 Abdruck. „Kunden fragen häufiger nach, sind kritischer geworden und die Brauereien setzen nicht nur aus Marketingaspekten auf das Thema, denn wir produzieren ein sehr naturverbundenes Produkt. Eine neue Generation Brauer weiß genau, wenn wir unseren Planeten zerstören, dann haben wir keine Anbauflächen mehr für Gerste, Weizen oder Hopfen. Wir schneiden uns ins eigene Fleisch. Deshalb denken viele Braumeister schon um und fahren neue Energiekonzepte“, erklärt Blümelhuber.

 

In der Podcastfolge „Brauer unter Druck“  diskutieren Dr. Gerrit Blümelhuber von der Akademie Doemens und René Grywnow über den Status Quo und nötige Veränderungen, denen sich die Brauereiindustrie stellen muss. Wir wünschen eine informative Zeit!